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Deutscher Hörfilmpreis 2019: Ausgezeichnete Audiodeskriptionen belohnt

Datum 22.03.2019

Am Dienstag, 19. März, wurde der 17. Deutsche Hörfilmpreis vergeben. In sechs Kategorien hat der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband Filme und TV-Sendungen für ihre besonders guten Audiodeskriptionen (Bildbeschreibungen) ausgezeichnet.

Was macht einen guten Hörfilm aus? Eine gute Audiodeskription. Immer mehr (aber insgesamt noch zu wenig) Filme in TV und Kino bieten diese barrierefreie Version an, mit der Filme für blinde und sehbehinderte Menschen zugängig werden. Und da es auch bei der Qualität der Audiodeskriptionen, den Beschreibungen zwischen den gesprochenem Text, große Unterschiede gibt, werden die besten einmal im Jahr mit einem Preis belohnt – dem Deutschen Hörfilmpreis.

Moderator Steven Gätjen führte erneut mit Humor und Charme durch die Gala, die erstmals in der Hauptstadtrepräsentanz der Deutschen Telekom stattfand. Gleich zwei Preise (in den Kategorien „Publikumspreis“ und „Kinder- und Jugendfilm“) erhielt die „Sesamstraße“. Um sie entgegenzunehmen, waren Ernie und Bert persönlich aus Hamburg angereist. Auf der Bühne traten sie bzw. ihre Handpuppenspieler direkt in Aktion und scherzten – zur Freude des Publikums.

Besonders beeindruckt zeigte sich die Jury von der Audiodeskription und dem Film „Absturz ins Leben". Dieser bekam aufgrund der besonderen Qualität der Audiodeskription den "Sonderpreis der Jury". In ihrer Laudatio zeigte sich Jury-Mitglied Feo Aladag sehr berührt.

Barrierefreiheit ist für alle gut

Laudator Arndt Schwering-Sohnrey bekannte sich auch dazu, selbst Audiodeskription zu nutzen:

Ich höre Filme mit Audiodeskription häufig beim Kochen,

verriet der Schauspieler (u.a. Tatort Weimar). So könne er während des Kochens Filme schauen, ohne hinzusehen.

Bisher zu wenig Audiodeskriptionen im TV

Insgesamt ist die Barrierefreiheit beim Fernsehen noch sehr ausbaufähig. Im Jahr 2018 hatte Das Erste 24,2 Prozent der Sendungen mit Audiodeskription ausgestrahlt, beim ZDF lag die Quote 2018 bei 16,2 Prozent und bei den Dritten Programmen bei durchschnittlich 8 Prozent. Im Gegensatz zu den öffentlich-rechtlichen bieten die privaten TV-Sender bisher keine Sendung mit Audiodeskription an.

Thema war daher auch die EU-Richtlinie über audiovisuelle Mediendienste (AVMD-Richtlinie), die die Europäische Union letztes Jahr verabschiedet hat. Sie bringt neue Verpflichtungen für Barrierefreiheit beim Fernsehen mit sich – und zwar nicht nur für die öffentlich-rechtlichen, sondern auch für die privaten TV-Sender sowie für Streaming-Dienste.

Andreas Bethke, Geschäftsführer des DBSV:

Die AVMD-Richtlinie macht keinen Unterschied mehr zwischen den privaten und den öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern.

Der Streaming-Dienst Netflix zeige bereits, wie Barrierefreiheit auch von privaten Anbietern umgesetzt werden könne.

Auch im Kino noch zu wenig Barrierefreiheit

Im deutschen Kino habe es im Jahr 2018 52 geförderte Filme mit Audiodeskription zu sehen gegeben, so Bethke. Seiner Meinung nach solle auch die Filmförderung in der Europäischen Union zu Audiodeskription verpflichten.

Bald neues Internetportal „Kino für alle“

Bethke stellte bei der Gelegenheit die Internetseite „Kino für alle“ vor, die der DBSV im nächsten Quartal online stellen will. Das Portal will über alle Filme informieren, die aktuell im deutschen Kino mit Audiodeskription oder Untertitelung gezeigt werden.

Die Preisträger des Deutschen Hörfilmpreises 2019

  • Kategorie Kino: "Der Hauptmann" (Kriegs-Drama)
  • Kategorie TV: "Bad Banks" (TV-Serie)
  • Kategorie Kinder- und Jugendfilm: „Sesamstraße", Folge 2815 "Selbstgemacht schmeckt's am besten" (TV-Serie)
  • Kategorie Dokumentation: "Ein Jahr auf Kihnu" (TV-Dokumentation)
  • Sonderpreis der Jury: "Absturz ins Leben" (Kinofilm)
  • Publikumspreis: „Sesamstraße", Folge 2815 "Selbstgemacht schmeckt's am besten" (TV-Serie)

Die Jury

Zur Jury unter dem Vorsitz von Hans-Joachim Krahl (DBSV) gehörten Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth, Lars-Olav Beier, Verena Bentele, Peter Brass, Dr. Alice Brauner, Reinhard Glawe und Roman Knižka.

Hintergrund

Der Deutsche Hörfilmpreis wird seit 2002 vom DBSV verliehen und von der Aktion Mensch unterstützt.

Hörfilme ermöglichen es blinden und sehbehinderten Menschen, Filme als Ganzes wahrzunehmen und zu genießen. Diese Filme sind mit einer Audiodeskription (AD) versehen, die in knappen Worten zentrale Elemente der Handlung sowie Gestik, Mimik und Dekor beschreibt. Diese Bildbeschreibungen werden in den Dialogpausen eingesprochen.

Eine Übersicht der Hörfilme, die aktuell im Kino und Fernsehen laufen, ist auf der Seite hörfilm.info zu finden.