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Rückblick: Vierte Regionalkonferenz „Unterstützung, Assistenz und Pflege in einem inklusiven Sozialraum“ in Chemnitz zeigte Best-Practice-Beispiele

Datum 29.03.2021

Über 300 Menschen haben an der 4. Regionalkonferenz der InitiativeSozialraumInklusiv (ISI) teilgenommen, die am 23. März in Chemnitz stattfand und online live übertragen wurde. Die Konferenz mit dem Titel „Unterstützung, Assistenz und Pflege in einem inklusiven Sozialraum“ wurde gemeinsam von der Bundesfachstelle Barrierefreiheit und dem Beauftragten der Sächsischen Staatsregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen veranstaltet.

Thema: Unterstützung, Assistenz und Pflege in einem inklusiven Sozialraum

Der inklusive Sozialraum zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass Menschen mit Behinderung selbstbestimmt am Leben in der Gemeinschaft teilhaben können. Unabhängig, ohne Einschränkung, entsprechend ihren Bedürfnissen, Neigungen und Interessen.

(Dr. Volker Sieger, Leiter der Bundesfachstelle Barrierefreiheit)

Im Rahmen der Konferenz wurden die vorhandenen Dienstleistungen beleuchtet: von der niederschwelligen Unterstützung im Alltag für Menschen unterschiedlichen Alters und mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen über die klassische Assistenz im Rahmen der Eingliederungshilfe nach Sozialgesetzbuch IX bis hin zu pflegerischen Dienstleistungen. Diese Leistungen sind notwendige Voraussetzung für eine ansonsten selbstständige und selbstbestimmte Bewältigung des Alltags.

Individuelle Bedürfnisse bei Unterstützung, Assistenz und Pflege

Dr. Volker Sieger, Leiter der Bundesfachstelle Barrierefreiheit, erklärt:

Im Vordergrund sollte also nicht die Frage stehen, wer aufgrund welcher Beeinträchtigung und Bedarfe Anspruch auf welche Leistungen hat. Vielmehr wollten wir in den Mittelpunkt unserer Konferenz die Frage stellen: Was muss denn angeboten werden, wie sind die Angebote zugeschnitten, wie sind sie miteinander vernetzt, damit Menschen ungeachtet eines Unterstützungsbedarfs tatsächlich unabhängig und selbstbestimmt leben können?

Sven Schulze, der Oberbürgermeister der Stadt Chemnitz, wies in seinem Grußwort auf den Aktionsplan der Stadt Chemnitz hin:

Mit dem (…) lokalen Aktionsplan CHEMNITZ INKLUSIV 2030 haben wir eine Strategie zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in unserer Stadt. (…) Unser gemeinsames Ziel ist ehrgeizig: Mit der Umsetzung der Maßnahmen aus dem Aktionsplan bis 2030 ermöglichen wir allen Menschen in der Stadt die gleichberechtigte Teilhabe in allen Lebensbereichen.

Wie sehen die vorhandenen Versorgungsstrukturen in Sachsen aus? Wieviel Wunsch- und Wahlrecht gibt es?

Anhand von guten Beispielen wurden bei der Konferenz vorhandene Strukturen und Angebote aufgezeigt und Verbesserungspotenziale erörtert. Dabei ging es von Fahrdiensten als Unterstützungsangebot für Menschen mit Behinderungen über Assistenz in Wohngemeinschaften bis hin zu städtischen Informationsportalen zum Thema Barrierefreiheit. Das Ziel ist es, mit einer ausreichenden und vielfältigen Struktur an Angeboten das selbstbestimmte Leben für Menschen mit Behinderungen zu ermöglichen, also einen inklusiven Sozialraum zu gestalten, so wie es nach Artikel 19 der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) vorgesehen ist. Auch die Bundesrepublik Deutschland hat sich zur Umsetzung der UN-BRK verpflichtet.

Dazu Dr. Volker Sieger:

Wer aufgrund einer Einschränkung auf Unterstützung angewiesen ist, muss auch die Möglichkeit besitzen, selbst zu bestimmen, wie, wann, wo und durch wen sie oder er diese Unterstützung in Anspruch nimmt. Nur durch die Existenz vielfältiger Angebote und partizipativer Strukturen erhält das Wunsch- und Wahlrecht Substanz.

Stephan Pöhler, der als Beauftragter der Sächsischen Staatsregierung für die Belange der Menschen mit Behinderungen Mitveranstalter der Konferenz war, sagte:

Gesellschaftliche Teilhabe vollzieht sich dort, wo die Menschen zu Hause sind. Das ist der kommunale Sozialraum. Und genau dort, vor Ort, sind die Rahmenbedingungen zu schaffen, die einen inklusiven Raum gestalten lassen, der die Selbstbestimmung der Menschen mit Behinderung ermöglichen und verwirklichen kann. Das ist der Anspruch, dem wir uns stellen müssen und für den wir Verantwortung tragen.

Mit Fachleuten aus Bund, Ländern und Kommunen, Wirtschaft, Wissenschaft und Praxis wurde das Thema diskutiert – coronabedingt diesmal online, Fragen konnten während der Konferenz per SMS oder per Messenger gestellt werden.

Aufzeichnung und Dokumentation

Die Veranstaltung wurde aufgezeichnet, die Videos werden hier in Kürze online abrufbar sein. Zudem wird eine Dokumentation erstellt, die die Inhalte und Handlungsempfehlungen zusammenfasst.

Abschlusskonferenz der InitiativeSozialraumInklusiv in Berlin am 2. Juni

Die Regionalkonferenz in Chemnitz war die vorerst letzte im Rahmen der vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales ins Leben gerufenen InitiativeSozialraumInklusiv. Am 2. Juni wird es eine Abschlussveranstaltung mit Bundesminister Hubertus Heil in Berlin geben. Informationen dazu werden Sie auf unserer Website finden.

Hintergrund: die InitiativeSozialraumInklusiv

Die InitiativeSozialraumInklusiv (kurz: ISI) wurde im Juli 2018 vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) initiiert. Seit 2019 wird sie von der Bundesfachstelle Barrierefreiheit weitergeführt. Die Initiative ist zunächst auf drei Jahre angelegt. Mehr zur Initiative und den Regionalkonferenzen lesen Sie hier: